Das Fale - das Samoanische Haus

Das Modell eines samoanischen Fale, von Otto Tetens aus Samoa mitgebracht, steht in dieser Ausstellung als Platzhalter und Anschauungsstück für die ganz besondere Hausform und Lebensweise der Samoaner.
Es handelt sich nicht nur ein anderes Material und eine andere Bauform. Ein Fale ist auch ein anderes Sozialgebilde, als unser europäisches Wohnen. Dies ergibt sich insbesondere aus der völligen Offenheit: normalerweise ist ein Fale allseitig völlig transparent. Alles, was in der Wohnung passiert, ist sozusagen einsehbar. Es gibt weder Gardinen noch Wände. Nur bei Sturm und schlechtem Wetter werden die Jalousien aus geflochtenen Matten heruntergelassen.
Das Dach des Fale besteht aus einem besonderen Material: ein spezielles Blatt von Zuckerrohr wird genommen, um daraus das Dach zu bauen. Traditionell hatte jede Familie eine Fläche hinter dem Haus zum Anbau der Dachmaterialien. ca. 4000 qm reichen für die dauernde Versorgung. Aus Palmenblättern werden die Jalousien geflochten, der Rest des Gebäues besteht aus einer kunstvollen Struktur von Holzbalken und Verstrebungen.
Otto Tetens hat detailliert die Bauweise des Fale in seinen Fotos dokumentiert. Der Bau des Observatoriums wurde von ihm vollständig unter Verwendung dieser traditionellen Bauweise durchgeführt. Das war durchaus nicht selbstverständlich oder normal. Ganz im Gegenteil: die Europäer bauten für sich andere Häuser. Aber Otto Tetens hatte die Vorteile der Fale für das Wohnen erkannt: kein anderes Gebäude passt sich so perfekt dem Klima des Landes an, spendet Kühle, schützt und ist darüber hinaus offen und luftig. Man lebt sozusagen auf seiner eigenen Terrasse in der Wohnung.
Auch heute ist das Fale noch die bevorzugte Bauform. Nur die Materialien für das Dach haben sich geändert: meist wird hier mit Blechdächern gearbeitet. Das alte Material des Zuckerrohrblattes ist verloren gegangen, es gibt dieses Pflanze in Samoa nicht mehr. Der Grund ist nicht ganz klar, und auch vor Ort weiß niemand so richtig, aus welchen Gründen dieses Material vernachlässigt wurde.
Für den Besucher Samoas ist es ein ganz besonderes Erlebnis, wenn er statt in einem Hotel mit vier Mauerwänden, ein Strandfale mietet, völlig offen über den Tag, geben Abend mit den Jalousien schließbar - ganz und gar verbunden mit der Natur.
HN/2004
Das Modell-Fale in der Ausstellung Samoa 1904 in Bochum ist eine freundliche Leihgabe des Übersee-Museum in Bremen.
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