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Die Fotosammlung von Otto Tetens in Bochumer Familienbesitz
In der Ausstellung ist der kleine Koffer zu sehen: hier verbarg sich über Jahrzehnte die Fotosammlung von Otto Tetens in der Bochumer Familie. Seine Nichte, Dr. Ingeborg Böttger, geborene Tetens hatte seinen Nachlass 1945 geerbt, der Koffer mit allen Bildern wanderte nach Göttingen. Später übergab sie diese Sammlung ihrer Tochter Christiane Niggemann in Bochum. Die Bedeutung der Bilder waren zwar aus früher Kindheit durch Erzählungen vage bekannt, aber richtig deuten konnte die Besitzerin sie nicht. Dazu fehlte der Bezug und viele Detailinformationen, die nicht vermerkt waren.
Eine Reise nach Samoa, die auf Grund der Erzählungen über den Onkel als phantastischer Traum galt, wurde im Jahr 2000 tatsächlich möglich. Eine kleine Auswahl der Fotos begleitete die Reisenden nach Apia. Gleich der erste Eindruck bei der Ankunft: ganz Samoa ist voll von historischen Aufnahmen, da sind diese Bilder sicher keine Besonderheit. Kurz darauf bei der ersten Gelegenheit, einer Gruppe von Samoanern die Fotos zu zeigen, zeigte jedoch deren große Bedeutung. Hier wurde in völlig anderer Form und aus anderer Sichtweise abgelichtet. Fast alle anderen Fotos stammten aus Beständen professioneller Studiofotografen, die um die Jahrhundertwende nach Zeitgeschmack fotografierten.
Otto Tetens, der Naturwissenschaftler hatte jedoch einen anderen Blick für das Land: er beschrieb seine Arbeit, den Bau des Observatoriums, die Menschen, mit denen er es zu tun hatte und auch die Landschaft Samoas und bewahrte so mittlerweile verlorene Traditionen für die Gegenwart. Sein guter Kontakt zu vielen Samoanern wie auch zu den Deutschen ermöglichte ihm den Zugang zu vielen spontanen Fotos mit ganz besonderer Atmosphäre, die zur damaligen Zeit mit umständlichen Plattenkameras auf Stativen nicht so einfach zu machen waren.
Insgesamt besteht die Sammlung aus ca. 800 Fotos, davon ein Teil auf Glasplatten-Negativen, auf Diaglasplatten im Großformat und Kontaktabzügen im Format 9 x 13 aber auch 13 x 18 cm. Die Bilder sind nummeriert und teilweise beschriftet. Leider fehlt eine ausführliche Erläuterung zu den Motiven und Aufnahmeorten ebenso, wie ein genaues Datum der Aufnahmen. Aber durch viele Kontakte und Gespräche werden immer mehr Details zu den Fotos bekannt, sei es die Namen der abgebildeten Personen, sei es der Zeitpunkt und Anlass.
Für die Ausstellung des Museum Bochum Kemnade wurden die Bilder, die erstmalig innerhalb dieser Sammlung in Deutschland gezeigt werden, hochauflösend digitalisiert und anschließend nach umfangreichen Restaurations- und Retouchearbeiten mit einem Fotodrucker auf speziellem Fotopapier im Großformat 100 x 70 cm ausgedruckt. Durch die Größe des Drucks eröffnet sich für den Betrachter der Detailreichtum der Fotos. Erstaunlich scharf sind selbst die Kontaktabzüge der damaligen Zeit, so dass der Betrachter wie mit einer Lupe viele Einzelheiten des Motivs erkennen kann. Darin liegt die besondere Chance dieser Darstellungsform im Großformat.
Hoffentlich eröffnen sich dadurch noch viele neue Details zur Geschichte.
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