Die Reise nach Samoa und zurück 1902-1905

Der Besucher der Ausstellung fragt sich, wie kam man Anfang 1900 nach Samoa?
Dies war so ziemlich die weiteste Reise, die man per Schiff zurücklegen konnte: über 25000 km gesamt Entfernung legte Otto Tetens in gut 50 Tagen zurück. Die Kosten? 1600 Mark war die Schiffspassage für ihn, nach einem Rabatt für die Wissenschaft von 25 % - eine für die Zeit erhebliche Summe!

Otto Tetens begann seine Reise in Genua: Hier sein Bericht über die Reise:

„In Genua kam ich am Abend des 19. April 1902 an und fuhr mit dem Dampfer „Oldenburg“, der unter dem Befehl des Kapitäns Formes stand, am Morgen des 22. April von dort ab. Dieser Dampfer hatte die von Bremen mitgeführten Frachtstücke in drei verschieden untergebrachten Gruppen verstaut, von denen die eine mir als Reisegepäck unterwegs zugänglich gehalten wurde. Der Dampfer berührte die folgenden Häfen und Reeden: Neapel, Port Said, Suez, Aden Colombo, Fremantle, Port Adelaide und Melbourne. Erst in Melbourne hielt sich der Dampfer etwas länger auf, sodaß ich unter der dankenswerten Vermittlung des deutschen Konsuls die prächtige Sternwarte besehen konnte und dort auch das mitgeführte Reisebarometer verglich. Während der Seereise stellte ich an Bord meteorologische Beobachtungen an und hielt dabei drei für das Samoa-Observatorium bestimmte Registrierapparate in Gang. Auch führte ich einige Drachenversuche aus, wobei mir Offiziere des Dampfers und Mitreisende behilflich waren. Die meteorologischen Drachen-Instrumente waren noch nicht geliefert worden, auch wären die mir von Herrn Professor .. Der Herr Kapitän gestattete freundlich, daß ich mich an den nautischen Aufgaben, die die Fahrt bot, beteiligte.
In Sydney langte ich am 2. Juni an, also nach sechswöchiger Fahrt. Hier sollte die gesamte Ausrüstung für Samoa auf den Dampfer „Manapouri” der Neu-Seeländischen Union-Steamship Co. überführt werden, während ich schon am 3. Juni mit dem schnellen Postdampfer „Sonoma“ der amerikanischen Ozeanic Steamship Co. über Auckland nach Pango-Pango fuhr.
In Pango-Pango kam ich in der Nacht zum 11. Juni an und fuhr nach Tagesanbruch mit dem kleinen Dampfer „Kawau“ nach Apia ab, wo ich abends wohlbehalten eintraf.“ (aus: Ergebnisse der Arbeiten des Samoa-Observatoriums der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttigen, Otto Tetens und Franz Linke, Berlin 1908)

Die Rückreise:
..für die Rückreise schlug ich selbst den Weg durch die Vereinigten Staaten ein... Von Pango-Pango fuhr ich am 6. Juni mit dem Dampfer „Ventura“ der Oceanic Steamship Co.l über Honolulu nach San Francisco weiter, wo ich am 19. Juni ankam... für die Weiterfahrt wählte ich die Santa-Fé-Linie, die mich zu den Sternwarten des Westens und außerdem den Besuch des großen Cañon des Colorado Flusse ermöglichte, den man mir als das größte Naturschauspuel der Vereinigten Staaten bezeichnet hatte...Von Baltimore fuhr ich am 2. August mit dem Lloyddampfer Chemnitz, Kapität Jantzen, ab und gelangte am 15. August in Bremen an.

Auf der Landkarte in diesem Ausstellungsraum „in Pazifik-Sicht“ ist die Reise gut nachzuvollziehen:
Die Reise führte durch den Suez-Kanal quer durch den Indischen Ozean (Bildbeschriftung des Fotos auf der Oldbenburg) nach Australien und erschloß den Kontinent von der Südseite. Sydney war das Endziel der Oldenburg. Das Foto hier in der Ausstellung zeigt den Hafen von Sydney, heute als Darling-Harbour an der Sydney-Oper allen Australienbesuchern sehr bekannt.

Die Weiterfahrt, immerhin noch weitere 5000 km von Sydney über Auckland/Neuseeland nach Pago-Pago auf American Samoa und dann der letzte Sprung nachts von Pago-Pago nach Apia wurde in nur 9 Tagen sehr zügig zurückgelegt.

Fotos von Otto Tetens von dieser Reise (nicht Teil der Ausstellung) zeigen die Stationen, von Genua über Fotos am Suez-Kanal, das Leben an Bord der Oldenburg, die Stationen Freemantle, Sydney und Auckland.